(10.07.2023) Der Name des Modul 9 „Erscheinungsformen der Schwerstkriminalität und deren kriminalpolizeiliche Lagebewältigung“ verrät es bereits: Im Frühling dieses Jahres setzten sich die Studierenden des Masterstudiengangs Kriminalistik intensiv mit dem Phänomen Schwerstkriminalität auseinander. Dabei ging es in knapp fünf Wochen nicht nur um Ermittlungen im konkreten Sachverhalt, sondern um einen bundeslandübergreifenden und sogar internationalen Austausch über die Bewältigung größerer Ermittlungslagen. Darüber hinaus bietet das Modul die Möglichkeit sich in einem von zwei Wahlpflichtteilen Spezialwissen anzueignen. Die Studierenden können aus den Schwerpunkten Tötungs- und Sexualdelikte wählen.
Dazu gehörte natürlich ein jeweils eingehender theoretischer Input. Ein Schwerpunkt des Moduls war zudem die umfangreiche, möglichst praxisnahe Anwendung.
Was waren die Highlights?
- Gemeinsame Planübung
In einer insgesamt 6 Tage umfassenden Planübung mit Theorieanteilen haben sich die Studierenden zunächst den Planungs- und Entscheidungsprozess, die Tätigkeit in der Führungsgruppe und die Konzeptionserstellung erarbeitet. Anschließend haben sie in Kleingruppen geübt, wie Kriminalistinnen und Kriminalisten anhand realitätsnaher Lagen konkret vorgehen.
Eine Lage beschäftige sich zum Beispiel mit einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft. Neben der komplexen Ermittlungsführung mussten die Studierenden effektive gefahrenabwehrende Maßnahmen – auch unter Zeitdruck – ausarbeiten und veranlassen.
- FBI-Vortrag
Ein besonderes Highlight war die Veranstaltung „Bekämpfung der Schwerstkriminalität in den USA“. Zwei Special Agents des FBI stellten das Vorgehen US-amerikanischer Ermittlungsbehörden bei derartigen Kriminalitätsformen allgemein vor. Zudem gewährten sie Einblicke in zwei konkrete Fälle, was für alle Anwesenden besonders spannend war. Der Besuch des FBI ist dabei keine einmalige Sonderlehrveranstaltung gewesen – er ist genau auf die Inhalte des Moduls abgestimmt und wird auch zukünftig Bestandteil sein.
Die Veranstaltung in englischer Sprache fand ein weit über den Masterstudiengang hinausgehendes Interesse. So nahmen Kolleginnen und Kollegen aus allen vier Polizeidirektionen, dem LKA, der Polizei Berlin und dem Masterstudiengang für den höheren Dienst der Polizeien Berlins, Brandenburgs und des BKA an der Veranstaltung teil.
- Wahlpflichtteil Sexualdelikte
Campus-Geschichte
Im eigentlichen Sinne kein Studien-Highlight, aber ein essenzieller Teil des Moduls war die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Campus‘ in Oranienburg und seiner unmittelbaren Umgebung. Hierzu haben unsere Studierenden den Gedenkort KZ-Außenlager Klinkerwerk besucht. Seine Geschichte rund um die grausame Inhaftierung und Ermordung – insbesondere von homosexuellen Männern als Bezug zum Missbrauch des Sexualstrafrechts und die weitere Entwicklung des Rechtsgebiets bis in die Gegenwart – gaben Anlass zur Reflektion im Kontext des Schwerpunkts Sexualdelikte.
Vernehmungsübung
Darauf aufbauend stand eine mehrtägige praktische Vernehmungsübung unter Anleitung einer Aussagepsychologin und mittels Einsatz professioneller Schauspieler in der Rolle der Beteiligten auf der Agenda. Diese Übung schärfte die Fähigkeiten unserer Teilnehmenden für die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Vernehmungen im Kontext von Sexualdelikten. Dieses anspruchsvolle Feld wurde gründlich analysiert und in einer gemeinsamen Auswertungsveranstaltung beurteilt.
- Wahlpflichtteil Tötungsdelikte
Mantrailer
Einer der ersten in Deutschland zertifizierten Führer eines Personenspürhundes (auch Mantrailer genannt) von der Polizei Sachsen-Anhalt erläuterte den Teilnehmenden die tatsächlich realistischen Möglichkeiten dieser recht neuen Form des Einsatzes von Spürhunden. In einem nachgestellten Einsatz demonstrierte Hund Gustav ihnen im Anschluss eindrucksvoll die Möglichkeiten und die Unterschiede im Vergleich zum Fährtenspürhund. Auch diese Veranstaltung fand über den Studiengang hinaus Anklang. So nahmen Vertreter der Diensthundestaffel der Polizei Berlin teil.
Blutspurenmustererkennung
Zwei Kollegen vom Kriminaltechnischen Institut des LKA erläuterten den Studierenden die Aussagekraft von Blutspurenmustern. Ein umfassendes Experiment stellte die Erkenntnistiefe dieser besonderen Spurenart unter Beweis. Auch unsere Studentinnen und Studenten konnten dies durch eigene Versuche erfahren.
Mit den mündlichen Prüfungen ist nun der zweite Durchlauf des Modul 9 in dem noch jungen und in Deutschland einzigartigen Masterstudiengang Kriminalistik an der Hochschule der Polizei Brandenburg erfolgreich abgeschlossen. Der nächste Durchgang wird aber schon geplant: Die Studierenden des dann dritten Masterstudiengangs werden im November und Dezember 2024 das nächste Modul 9 absolvieren.
Christan Martin
Modulkoordinator
Prüfungskommission (v. l. n. r.): EKHK a.D. Wolfgang Bauch als Beisitzer, LPD Andreas Suhr, Dipl.-Psychologin Annett Tamm und KOR Christian Martin als Prüfungskommissionsmitglieder.