(09.12.2022) Liebe Erstis, mittlerweile sind Sie schon zwei Monate an unserer Hochschule und haben gewiss bemerkt, dass sich Schule und Studium grundlegend voneinander unterscheiden. Um den Übergang erfolgreich zu navigieren, kann es hilfreich sein, über die Herausforderungen, die damit einhergehen, Bescheid zu wissen.
Zuerst einmal, warum ist es so etwas Besonderes, ein Studium zu beginnen?
Für alle Studierenden bedeutet ein Studium den Start in einen neuen Lebensabschnitt und zwar in einem Bereich, den diese sich nach Ihren eigenen Vorlieben und Interessen ausgesucht haben. An die Studienzeit erinnern sich später Viele mit Freude zurück. Ich selbst weiß noch sehr genau, wie aufregend es war, nicht mehr bei den Eltern zu wohnen und sich so völlig frei zu fühlen. Wenn ich mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Polizeidienst spreche, höre ich oft von den besten Partys und den lustigsten Ereignissen. Es ist trotz des vielen Lernens und einigem Druck, eben auch eine Zeit der Unbeschwertheit und des Erwachsenwerdens.
Das klingt alles ganz entspannt, wieso ist das ein Thema für die Studierendenberatung?
Zum einen hat die Hochschule hohe Ansprüche an ihre Anwärterinnen und Anwärter. Sie sollen trennen können zwischen ihrer Arbeit in Uniform und ihrem Privatleben in Zivil. Studierende stecken oft noch im Prozess der Persönlichkeitsentwicklung und es liegt an der Hochschule und damit auch der Studierendenberatung bei der Auseinandersetzung mit den Spielregeln dieses Berufs und der Lösungsfindung zu unterstützen.
Zum anderen könnte man meinen, dass das Einfinden ins Studium und das Lernen wie von selbst gelingen sollte, jetzt wo man endlich nur das lernen kann, was einen wirklich interessiert. Ganz so ist es leider nicht. Ein Studium bedeutet höhere Leistungsanforderungen und mehr Eigenverantwortung. Das heißt Lerninhalte müssen eigenständig nachbereitet werden, man ist selbst dafür verantwortlich, dass sie verstanden wurden und es gibt keine mündlichen Noten, mit denen eine schlechte schriftliche Leistung ausgeglichen werden könnte. Zudem zählen alle Noten von Anfang an in die Endnote. Wenn dann noch mehrere Klausuren und Prüfungen zeitnah stattfinden, kann das recht viel Druck und Stress erzeugen.
Ein Problem ist folglich der Leistungsdruck?
Viele Studierende bemerken diesen Druck gar nicht oder haben erfolgreiche Strategien entwickelt damit umzugehen. Wenn solche Strategien fehlen, reichen die Folgen in seltenen Fällen von Versagensängsten bis zu Prüfungsangst oder physischen Reaktionen. Häufigere Anzeichen, dass Studierende Schwierigkeiten haben, sich einzufinden, sind u. a. Zeitmanagementschwierigkeiten, Prokrastination oder Erschöpfungsgefühle.
Gibt es Herausforderungen, die nicht mit dem Lernen zu tun haben?
Jede Menge. Unsere Studierenden unterscheiden sich stark in Alter, Familienstand, Wohnsituation und Hintergrund. Das alles birgt eigene Herausforderungen, wie zum Beispiel Studieren mit Kind, Umzug in eine neue Stadt, Wohnen in einer WG oder Konflikte im Kursverband. Zudem ist der Beginn eines Studiums eine große Veränderung und Veränderungen gehen einher mit Anpassungshürden.
Nicht alle Studierenden kommen direkt von der Schule. Was bedeutet ein Studienbeginn für diejenigen, die vorher einen Beruf ausgeübt haben?
Die individuellen Vorerfahrungen sind an unserer Hochschule in der Tat sehr vielfältig. Diejenigen, die vorher schon in einem anderen Beruf gearbeitet haben, stehen teilweise anderen Herausforderungen gegenüber. Zum Beispiel dem Zweifel noch zu wissen, wie das mit dem Lernen geht oder ob man mit manchmal viel jüngeren Kolleginnen und Kollegen eine gemeinsame Wellenlänge findet. Für einige bedeutet es auch finanziellen Druck, da sie vorher mehr verdient haben als jetzt im Vorbereitungsdienst.
Haben Sie Tipps wie man diese Herausforderungen bewältigen kann?
Der erste Schritt ist immer die Erkenntnis. Das heißt konkret, zu bemerken, dass etwas „anders ist“, zum Beispiel, dass man schlechter schläft, mehr isst, schneller genervt ist als sonst oder ständig müde ist.
Die einfachste und bewährteste Medizin ist dann „darüber reden“ und Strategien erarbeiten. An der Hochschule sind wir diesbezüglich hervorragend aufgestellt. Die Anwärterbetreuung dient als erste Anlaufstelle, die Studierendenberatung kann hinzugezogen oder eigenständig kontaktiert werden, genauso unsere Seelsorgerin. Der psychologische Dienst hilft bei Krisen oder Problemen, die eine therapeutische, ärztliche Intervention benötigen.
Außerdem sollte man als weiteren Tipp den Spaß im Studium nicht zu kurz kommen lassen - aus den oben erwähnten Kolleginnen und Kollegen ist schließlich auch etwas geworden.
Stephanie Hopp