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Microsoft zu Gast beim ersten Netzwerktag des Masterstudiengangs Kriminalistik zum Thema KI

Begrüßung Microsoft beim ersten Netzwerktreffen des Masterstudiengangs Kriminalistik

(14.11.2023) Am 4. Oktober trafen sich Absolventinnen und Absolventen sowie aktuelle Studierende des Masterstudiengangs Kriminalistik zu einem Netzwerktag an der Hochschule der Polizei. Zu Gast waren zwei hochrangige Mitarbeiter von Microsoft, die zum Thema „Künstliche Intelligenz: Hype? Hope? Horror?“ referierten.

Der Netzwerktag stand neben dem geselligen Austausch unter einem besonderen thematischen Fokus: Der Einsatz von KI sowie dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und insbesondere die Sicherheitsbehörden.

Der Einsatz von KI ist nicht erst seit Kurzem Thema in der Gesellschaft. Mit dem Einsatz dieser sich ständig weiterentwickelnden Technologie müssen sich auch Sicherheitsbehörden wie die Polizei intensiv und grundlegend auseinandersetzen. „Künstliche Intelligenz (KI) ist eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien – mit erheblichen Chancen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft“, schreibt etwa das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Heike Wagner mit Studiengangsleiter Pepijn van Dijk

Das polizeiliche Gegenüber nutzt die vielfältigen Möglichkeiten von KI bereits. Zum Beispiel um Stimmen nachzuahmen oder zu verändern, etwa beim Enkeltrick. Wenige Sekunden einer Original-Sprachaufnahme reichen aus, um eine vollständige Konversation zu generieren. Bilder oder Videos werden durch KI erzeugt, sodass es künftig für die Polizei schwieriger wird zu erkennen, ob es sich um ein Originalmedium handelt oder ein mittels Software erstelltes. Dies sind nur zwei Beispiele der unendlichen Möglichkeiten, mit denen die (Kriminal-)Polizei zukünftig konfrontiert wird.

Um über solche bekannten Beispiele hinaus einen Einblick in den aktuellen Forschungs- und Entwicklungsstand von KI zu erhalten, wurden Dr. Guido Brinkel und Thomas Langkabel vom Unternehmen Microsoft eingeladen. Sie gaben den Absolventinnen und Absolventen sowie Studierenden des Masterstudiengangs im geschlossenen Rahmen exklusive Einblicke.

Dr. Guido Brinkel, seit acht Jahren Leiter Regulierungspolitik, verantwortet die Themen IT-Sicherheit, Telekommunikations- und Medienregulierung sowie Urheberrecht und internationaler Handel bei Microsoft.

Thomas Langkabel ist seit 2011 National Technology Officer bei Microsoft und verantwortet die Technologie-Vision und -Strategie von Microsoft mit Schwerpunkt auf Cloud-Computing, Open Government und KI. In seiner Rolle unterstützt er Behörden und öffentliche Institutionen.

 

Zum Einstieg berichteten beide Experten über den aktuellen Stand von KI und die Einsatzmöglichkeiten in den Polizei- und anderen Sicherheitsbehörden. Das Auditorium von 30 Kriminalistinnen und Kriminalisten hörte gespannt zu, was mit KI möglich ist. Aber auch, wo technologische aber auch rechtliche Grenzen sind. Oder konkreter: wo sie noch gesetzt sind.

Thomas Langkabel berichtete, dass Microsoft bereits seit sieben Jahren an KI forsche und die entsprechenden Systeme stetig weiterentwickle. Allein in die Zusammenarbeit mit Open AI habe das Unternehmen dieses Jahr nochmals zehn Milliarden Euro gesteckt. Er betonte aber auch, dass jede KI ihre Fehler und Grenzen habe. So verglich er das Problem mit einem Medikamenten-Beipackzettel, über den Nutzerinnen und Nutzer beim Bedienen von KI-Systemen Bescheid wissen sollten. Mit Blick auf die konkrete Verwendungsmöglichkeit von KI im polizeilichen Kontext sah er zunächst einen Einsatz bei der Auswertung von Ermittlungs- bzw. Strafakten. Einen weiteren Anwendungszweck sah er in der automatisierten Bildauswertung, zum Beispiel im Bereich des Kindermissbrauchs. 

Zudem könne KI zum Auswerten unstrukturierter Daten in der Polizei Anwendung finden. Monotone Arbeit könne so übernommen oder automatisiert werden. Überflüssig würden Polizisten und Polizistinnen gleichsam nicht, wie Langkabel betonte. Vielmehr würden dadurch Ressourcen frei, sich anderen (komplexeren) Problemen zu widmen. „Berufsbilder werden sich ändern, wie sich auch ihr Umfeld verändert“, sagte Langkabel mit Blick auf den Polizeiberuf. Allerdings sei der Berufsstand selbst wenig gefährdet: „Da wo menschliche Kontakte und Empathie wichtig sind, wird eher kein Austausch durch KI stattfinden.“

Nach den spannenden Fachvorträgen beider Experten hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Netzwerktreffens die Möglichkeit, ihre Fragen los zu werden. Die fachkundige Moderation übernahm hier Professor Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger vom Institut für Cyberkriminologie der Hochschule.

Neben der Frage der Zukunftssicherheit ihres eigenen Jobs, interessierte die Anwesenden die Frage der Verlässlichkeit von KI im Hinblick auf Fehlerquoten. In Zusammenarbeit mit der Justiz von Nordrhein-Westfalen habe man bei der Nutzung eines Prototyp-KI-Tools zur Analyse und Auswertung von Bilddaten eine Erfolgsquote von bis zu 97 Prozent erreichen können, erwiderte Langkabel.

Weiterhin wurden die datenschutzrechtlichen Aspekte des Einsatzes von KI beleuchtet. Auch die technischen Voraussetzungen, die in einem Unternehmen bzw. in einer Behörde notwendig seien, wurden thematisiert. Schnell wurde klar, dass dem öffentlichen Dienst in diesem Bereich noch ein langer und schwieriger Weg bevorsteht.

Zwangsläufig ergaben sich im Gespräch weitere grundsätzliche Diskussionsfelder: Wer ist verantwortlich, wenn eine KI strafrechtlich relevante Inhalte postet oder generiert? Wie kann eine Behörde im digitalen Raum überhaupt erkennen, ob ein strafbarer Beitrag von einer KI stammt oder nicht? Dr. Guido Brinkel stellte klar, dass es bereits zu einem Rüstungswettlauf zwischen „Gut“ und „Böse“ komme. Microsoft selbst habe sechs Prinzipien im Umgang mit KI erstellt, um eine verantwortungsvolle KI zu schaffen. Die Risiken würden aber gegenwärtig weniger in den KI-Entwicklungen der großen Firmen liegen, sondern im Bereich der „Jedermann-KI“, also bei KIs, die im Prinzip durch jeden ohne große technische Hürden und auf Basis von Open Source auf Inhalte angelernt werden können. Denn nicht jeder halte sich an vergleichbare ethische Prinzipien und so gibt es schon jetzt KI-Tools, mit denen sich zum Beispiel „kinderpornographische Inhalte“ generieren lassen. Microsoft setze in Zukunft auf eine Art Wasserzeichen, mit dem KI-generierte Bilder erkannt werden können.

Schließlich wurde der hohe Ressourcenverbrauch durch die aktuellen Technologien diskutiert. „Wir müssen uns als Gesellschaft die Frage stellen: ‚Welche Kosten sind wir bereit, für den Einsatz von KI zu zahlen?‘“, resümierte Langkabel und ergänzte: „KI zwingt uns, Gedanken über unserer Werte zu machen.“ Das gelte für die Frage des Ressourcenverbrauchs, ebenso wie für angesprochene ethische Fragen.

Die Entwicklung von KI ist gerade erst am Anfang. Schon jetzt wird KI im Alltag massenhaft genutzt und die Hemmschwelle für die Nutzung sinkt stetig weiter. Für die Polizei bedeutet das zwangsläufig, dass neue Kriminalitätsfelder entstehen und die Ermittlerinnen und Ermittler mit dieser rasanten Entwicklung mithalten müssen. Der intensive Austausch am Netzwerktag lieferte dafür einen wichtigen Baustein.

Der Netzwerktag ist Teil des Alumni-Netzwerks des Masterstudiengangs Kriminalistik. Er findet in regelmäßigen Abständen statt, um ehemalige und aktive Studierende des Studiengangs zusammenzubringen. Durch den Aufbau von Netzwerken sichern sie einen professionellen Standard kriminalistischer Tätigkeit und entwickeln diesen im Sinne eines lebenslangen Lernens fort. Die Netzwerktage bieten fachliche Inputs im geschlossenen Rahmen und dienen dem Aufbau dieser Netzwerke. Die Veranstaltung wurde freundlich unterstützt durch den Förderverein der Hochschule der Polizei.

Netzwerk Studienqualität Brandenburg

 

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