Artikel

Interview mit Till-Justus Hille - Sportschütze und Polizeikommissar-Anwärter

Polizeikommissar-Anwärter Till-Justus Hille

Polizeikommissar-Anwärter Till-Justus Hille ist 20 Jahre alt und seit 2012 in der Sportfördergruppe der Brandenburger Polizei. Als Sportschütze gehört er beim Deutschen Schützen Bund (DSB) zur Nationalmannschaft-Flinte. Er trainiert am Olympiastützpunkt Frankfurt (Oder), wobei das Studium abwechselnd in Potsdam und Oranienburg stattfindet.

Hallo Till, erstmal herzlichen Glückwunsch zu deiner letzten Auszeichnung in Frankfurt (Oder) für deine nationalen und internationalen Erfolge!

Welcher deiner Erfolge war für dich persönlich dein Größter?

Vielen Dank!

Der für mich bis jetzt größte sportliche Erfolg war die Bronzemedaille beim Juniorenweltcup in Porpetto (Italien) im Jahr 2013. Das Sportjahr verlief für mich zu diesem Zeitpunkt eher weniger optimal, war durchwachsen und geprägt von ständigen Berg- und Talfahrten. Das nagt dann schon an einem, wenn man im entscheidenden Moment nicht sein komplettes Leistungspotenzial ausschöpfen kann.

Nach einem sehr guten Vorkampf musste ich dann in den zwei Finals um meine Platzierung kämpfen. Ein heilloses Durcheinander war das, weil die ISSF gerade neue Finalregeln aufgestellt hatte, von denen die Schiedsrichter scheinbar nicht in Kenntnis gesetzt worden waren. Die oftmals nicht vorhandenen Englischkenntnisse verhalfen der ganze Sache dann zum totalen Chaos. So musste ich allein das Medalmatch drei Mal von vorne beginnen. Da kann sich ein schlichtes Finale, was zu dem Zeitpunkt aus lediglich zwei Mal 15 Schuss pro Person bestand, auch gut und gerne mal über zwei Stunden ziehen. Bei 40 Grad Außentemperatur gilt es da die Nerven zu behalten, sich die Kraft und Konzentration gut einzuteilen. Aus der Höhle des Löwen, was Italien in meiner Disziplin fraglos ist, mit Edelmetall um dem Hals nach Hause zu fahren..., das macht diesen Erfolg für mich persönlich zu etwas Besonderem.

Bei welchen Wettkämpfen startest du demnächst und was sind deine Ziele?

Wettkämpfe stehen im nächsten Jahr diverse an. Das beginnt bei nationalen Ausscheiden und geht dann über Europameisterschaften, Eurogames, Weltcups, der Universiade bis hin zur Weltmeisterschaft, die dieses Mal in Italien stattfinden wird. Welcher Sportler welche Wettkämpfe bereisen wird, entscheidet sich erst im Laufe des Jahres nach den von uns erbrachten Leistungen. Jeden Wettkampf mit vollen Mannschaften zu besetzen ist finanziell schlicht unmöglich. Deswegen wird momentan noch überlegt zu welchen Turnieren mit wie vielen Sportlern gereist wird. Meine Zielstellung für das nächste Wettkampfjahr kennen lediglich mein Trainer und ich. Ich bin mit dieser Herangehensweise bist jetzt gut gefahren –das bleibt auch so..smiley

Kommen wir zum Polizeiberuf. Wie bist du als Sportler 2012 zur Brandenburger Polizei gekommen?

Zur Brandenburger Polizei, besser gesagt zur Sportfördergruppe unserer Polizei, bin ich eigentlich durch Zufall gekommen. Den Wunsch Polizist zu werden hatte ich schon lange. Auch beworben hatte ich mich bei der Polizei schon, unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern. Ursprünglich komme ich auch von der Küste, bin also ein Fischkopp. Das Land bietet aber für Wurfscheibenschützen keine Perspektive, es gibt dort kein Schießsportzentrum auf entsprechendem Niveau. Die Sportfördergruppe der dortigen Landespolizei war für mich somit auch nicht reizvoll. Mit dem Sport hatte ich gedanklich zu diesem Zeitpunkt schon fast abgeschlossen, da ich für mich einfach keine zufriedenstellende Lösung fand.

Das sollte sich schlagartig ändern…Zum Glück! Benno Bölke, der Cheftrainer Sportschießen in Frankfurt(Oder), rief mich irgendwann im Sommer 2012 an und fragte, ob ich ein Problem damit hätte ab sofort für Brandenburg als Polizist zu schießen. Meine Freude war natürlich entsprechend riesig!

Ich hatte anfangs immer das Gefühl, dass dort doch irgendwo ein Haken sein müsse. Ein Irrtum. Und so fand ich mich nach gemeistertem Diktat, Jobfidence, Sporttest und Assessmentcenter in den Reihen unserer Polizei, in der ersten Sportfördergruppe wieder. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sich das Land dafür entschieden hat den Spitzensport so intensiv zu unterstützen. Das ist, auch deutschlandweit betrachtet, nicht selbstverständlich. Die Entscheidung Brandenburger und Polizist zu werden habe ich bis heute nicht eine Sekunde bereut.

Wenn ich es mir aussuchen kann, werde ich nach dem Studium den WWD verstärken. Ich möchte meine ersten Erfahrungen gerne an der Basis sammeln.

Eine Arbeitswoche bzw. Studienwoche eines „normalen“Polizeikommissar-Anwärters mit 3 Jahren Studium geht i.d.R. von Mo-Fr hier an der Fachhochschule in Oranienburg. Wie sieht eine Woche bei dir aus?

Meine eigentliche Studienwoche besteht aus drei Studientagen Mo.(09:40 –15:25); Di.(07:40 –15:25; Mi.(07:40 –13:25). Das sieht auf den ersten Blick, zugegeben, recht sparsam aus. Jedoch ist das ja lediglich die Unterrichtszeit. Im Normalfall kommen bei mir täglich noch 5 Stunden Zugfahrt von Frankfurt nach Potsdam und zurück hinzu. Zu unseren Vorlesungen ist zu sagen, dass die Dozenten nach Potsdam kommen. Das hat zur Konsequenz, dass wir dann auch nur dieses Fach (z.B. Verkehrsrecht) über den gesamten Tag (z.B. von 07:40 –15:25) haben. Nach absolvierter Vorlesung und Zugfahrt geht es im Sommer für mich dann meist direkt vom Bahnhof in Frankfurt zum Schießstand. In der Regel trainiere ich dort noch 1 - 2,5 Stunden. An den vorlesungsfreien Tagen beginnt mein Training in der Regel um 9 Uhr und wird nach kurzer Mittagspause bis circa 16 Uhr weitergeführt. Da mein Sport, im Gegensatz zum Geist, an den Körper eher geringe Anforderungen stellt, betätige ich mich im Anschluss meist noch sportlich. Laufen, der Kraftraum oder im Winter auch mal schwimmen, stellen für mich einen geeigneten Ausgleich dar. Im Sommer machen dann die Wettkämpfe das Treiben zusätzlich verrückt. Den verpassten Stoff hole ich dann selbstständig nach. Bei drei vollen Tagen kann das unter Umständen sehr umfangreich sein.

Was können dir unsere Schießtrainer eigentlich noch beibringen oder schätze ich die Sachlage falsch ein, wenn ich denke, dass du auch mit der Dienstpistole ein hervorragender Schütze bist?

Von unseren Schießtrainern lerne ich in der Regel noch einiges! Im Normalfall schieße ich ja mit einer Bockdoppelflinte (Schrotflinte). Meine Waffe ist eine K80 der Firma Krieghoff, Kaliber 12. Eine Langwaffe hat mit unserer Dienstpistole nicht viel gemein. Zu sagen, dass es dort große Ähnlichkeiten gibt, ist in etwa so als würde man einen erprobten Skifahrer auf ein Snowboard stellen und ihm vor dem Losfahren sagen, es wäre ja quasi das Gleiche –Gleiten über den Schnee…smiley

Zwar habe ich auch vorher schon mit verschiedenen Faustfeuerwaffen auf dem Schießplatz geschossen, jedoch ist die Waffe in der Hand eines Polizisten alles andere als ein Sportgerät. Die Beziehung, die ich als angehender Polizist zu meiner Dienstwaffe haben muss, ist eine komplett andere. Das habe ich schnell begriffen. Im Dienst kommt es nicht nur auf das saubere Treffen an. Ich muss mit der Waffe in der Hand handlungsfähig bleiben, Personen ansprechen, ausschließen, dass ich Fehler mache, die im Zweifelsfall Menschen das Leben kosten können –und das alles in Hochstresssituationen. Dieses Gefühl war mir bei aller Routine im Umgang mit Waffen neu.

Bis auf wesentliche Fragen der Handhabung möchte ich verneinen, dass es zwischen unserem dienstlichen Schießen und dem Sportschießen irgendwelche Parallelen gibt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Werner Wenzl, als Kopf unserer Schießtrainer in Potsdam Eiche, mir noch vieles beibringen konnte und auch weiterhin beibringen wird.

Danke für das nette Interview und viel Erfolg im Sport und im Studium bei uns!

Sehr gerne. Vielen Dank! 

Netzwerk Studienqualität Brandenburg

 

Link zur Seite Erasmus+

Folgen Sie uns auf:

Link zum Facebook-AuftrittLink zum Twitter-AuftrittLink zum Instagram-Auftritt der Polizei Brandenburg