Polizeikommissaranwärterin Tabea Kemme war mit der Deutschen Fußballnationalmannschaft bis vor kurzem im Trainingslager in Portugal, wo sie unter anderem am Algarve Cup teilgenommen hat. Bei der Brandenburger Polizei ist sie seit 2012 in der Sportfördergruppe und steht kurz vor Ihrem ersten Praktikum.
Hallo Tabea, wie gefiel es dir in der südwesteuropäischen Sonne?
Die zweiwöchige WM Vorbereitung hier an der Algarve war sehr intensiv. Wir hatten täglich zweimal Training und absolvierten innerhalb von 9 Tagen 4 Spiele gegen hochkarätige Gegner wie Schweden und Brasilien. Das gute Wetter ließ einen natürlich besser in den Tag starten. Die Zeit bis zur WM ist sehr kurz und daher haben wir wenig Zeit neben der Bundesliga noch viel mit der Nationalmannschaft zu trainieren. Es waren sehr umfangreiche Trainingseinheiten, in denen wir uns technisch und taktisch auf jeden möglichen WM Gegner vorbereiten mussten. Mit dem 3. Platz beim Algarve Cup können wir uns nicht zufrieden stellen, wenn wir bei der WM um den Titel spielen wollen.
Inzwischen bist du als Abwehrspielerin eingesetzt, obwohl du gelernte Stürmerin bist. Wie fühlt sich diese Position an und wie kam es zu der Umstellung?
Bei Turbine Potsdam fing ich im Sturm an, in der Nationalmannschaft waren wir auf der Position sehr gut besetzt. Die Trainerin stellte mich damals 2010 bei der U-20 WM im eigenen Land auf die Verteidigerposition, wo ich in der Startelf gesetzt war. Es ist mir völlig gleich wo ich spiele, die Hauptsache ist für mich, dass ich so viele Einsatzminuten kriege wie es nur möglich ist. Ob im Sturm oder in der Abwehr das spielt für mich keine Rolle.
Wenn du bald wieder zurück in Brandenburg bist gilt es statt dem Nationalelf- oder Turbinetrikot erst einmal wieder die Polizeiuniform anzuziehen und Erfahrungen im ersten Praktikum sammeln. Bist du schon aufgeregt?
Es ist einfach pure Vorfreude auf das Praktikum. Endlich kann man die erlernten Dinge aus dem Unterricht umsetzen. Für mich ist es die perfekte Abwechslung gegenüber dem Fußball, den Horizont, was die berufliche Situation angeht, zu erweitern und dort meine eigenen Erfahrungen zu sammeln.
Wie bekommt man denn das Polizeistudium und den Leistungssport unter einen Hut? Möchtest du irgendwann der Fabian Boll (ehem. langjähriger Kapitän des FC St. Pauli der halbtags Polizeibeamter war) von Potsdam werden?
Bisher war es für mich immer möglich, den Sport mit dem Studium zu kombinieren. Die Praktikumsphase wird jedoch sehr intensiv werden. Da wir mitten in der Saison sind, wird es am Wochenende für mich schwer möglich zu trainieren. Ich werde also vor und nach der Schicht noch ein Training absolvieren müssen. Die gute Absprache mit den Verantwortlichen und besonders deren Flexibilität ermöglichen es mir überhaupt, diese Doppelbelastung anzugehen. Es macht mir einfach Riesenspaß hier in Potsdam. Ich lebe seit 2006 hier und kann mir derzeit keine bessere Möglichkeit vorstellen, den Sport mit einem Polizeistudium zu kombinieren. Mit dem Verein peilen wir die Champions League Qualifikation an, sodass wir nächstes Jahr endlich wieder international spielen können. Mein ganz klares persönliches Ziel ist natürlich dieses Jahr auch, Teil der Mannschaft bei der WM in Kanada zu sein. Auf der Polizei-Karriereleiter möchte ich mich noch nicht allzu sehr festlegen. Besonders die Vielfalt im Polizeiberuf ist ein Grund gewesen mich zu bewerben. Ich werde meine Erfahrungen sammeln und sehen welche Möglichkeiten mir offen stehen. Ein wenig liebäugele ich aber schon mit dem Gedanken, einmal im Bereich der Kripo zu arbeiten.
Gegenwärtig ist die Frauenquote in Führungspositionen in der Politik heiß diskutiert. Die Polizei Brandenburg strebt auch seit Jahren danach ihren Frauenanteil zu erhöhen, da Frauen für unsere Arbeit unabdingbar sind. Was hat dich als Frau bewogen zur Polizei zu kommen?
Diese Geschlechterfrage in Bezug auf jegliche Berufe ist für mich absolut nebensächlich. Es wird immer viel darüber geredet was Mann kann und Frau nicht, womit ich auch tagtäglich im Fußball konfrontiert werde. Fakt ist, der Mann kann nicht ohne die Frau, wie auch die Frau nicht ohne den Mann kann. Auch als Frau kann ich mich für unterschiedliche Bereiche innerhalb des Berufes qualifizieren. Wenn ich dadurch nebensächlich den Frauenanteil erhöhe, umso besser. Aber wie gesagt, für mich ist es nicht ansatzweise ausschlaggebend, ob es in dem Beruf eine Männerdominanz gibt oder nicht.
Vielen Dank für das Interview Tabea. Das Social Media Team der Fachhochschule wünscht dir für das bevorstehende Praktikum alles Gute und selbstverständlich auch maximale Erfolge mit der Nationalmannschaft und in der Liga!