Die HPolBB beteiligt sich am EU-Bildungsprogramm „Erasmus+“. Dieses ermöglichte dem Austauschstudenten Péter Horváth von der National University of Public Service Budapest (Ungarn) einige Monate bei uns zu studieren. Da seine Zeit an der Fachhochschule der Polizei Brandenburg demnächst zu Ende geht, haben wir ihn mal zu einem Interview gebeten.
Hallo Péter, stelle dich unseren Lesern doch einmal vor!
Mein Name ist Péter Horváth. Ich wohne in Zalaegerszeg in der Nähe des Balaton und bin 25 Jahre alt. Ich bin seit 3 Jahren Feuerwehrbeamter und arbeite als Einsatzleiter. Meine Laufbahn begann an der Polizeifachhochschule in Ungarn (2009-2013) mit einer speziellen Ausbildung zum Katastrophenschützer. Danach erhielt ich die besondere Möglichkeit eine einjährige Weiterbildung des Innenministeriums für Führungskräfte zu machen. Ab 2014 habe ich mit meinem Masterstudiengang in Ungarn begonnen und besuche aktuell den Bachelorstudiengang an der Fachhochschule der Polizei in Brandenburg. Dort erhalte ich Zertifikate für die Module 6, 7, 8 und 9. Diese Zertifikationen sind für den Verlauf meiner Karriere bezüglich der Beförderung in den nächsthöheren Dienstgrad förderlich. Meinen Masterstudiengang schließe ich im Juni dieses Jahres ab. Aktuell bin ich Leutnant bzw. Kommissar, ab Juni dann hoffentlich Oberleutnant bzw. Oberkommissar. Als Abschluss meiner Studienzeit werde ich im September versuchen meinen Doktor zu machen.
Wie bist du auf die Idee gekommen hier bei uns in der Brandenburger Polizei 6-Monate zu verbringen?
Das Erasmusprojekt ist eine sehr gute Möglichkeit für alle Leute. Ich nehme zum zweiten Mal daran teil. Bereits 2011 war ich für 3 Monate im Land Brandenburg. Dort besuchte ich die Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstatt. Das war für mich eine Art Praktikum. Es war dann eine leichte Entscheidung für mich noch einmal nach Brandenburg zu kommen. Generell sprachen für Deutschland meine Sprachkenntnisse, besonders weil ich auch schon Fachsprachkenntnisse erworben hatte und natürlich die bereits bestehenden verschiedenen Partnerschaften zwischen den Berufsschulen, meiner Universität und den Ländern. Bereits die ersten 3 Monate hier waren sehr interessant für mich. Ich kam auch für kurze Zeit nach Potsdam ins Innenministerium. Der nächste Schritt war also statt einem weiteren Praktikum, dass Studium bei der Polizei auszuwählen.
Du sprichst zwar die deutsche Sprache, doch wie schwer war es für dich hier klarzukommen?
Ich bin Student im BA 1301. Dort sind auch Mitstudenten die aus einem anderen Bundesland kommen. Der Berliner Dialekt ist für mich eigentlich nicht so schwer. Am schwersten zu verstehen ist für mich der Dialekt aus Bayern. Im Kurs ist auch eine Studentin aus Sachsen, doch diese spricht ganz normales deutsch. Im Unterricht war es am Anfang schwer die Lehrer zu verstehen. Wenn ein Lehrer langsamer und lauter spricht, dann kann ich ihn auch besser verstehen. Im Eingriffsrecht hatte ich mehr Probleme als beispielsweise in Verkehrsrecht. Im Eingriffsrecht werden doch viele Fachbegriffe zusammen verwendet. Das deutsche Verkehrsrecht hat Ähnlichkeiten mit dem ungarischen, sodass ich es besser verstehen konnte. Für mich war es sehr gut in meiner freien Zeit, wenn kein Unterricht war, auch an der Ausbildung des mittleren Dienstes teilnehmen zu können. Mir hat beispielweise sehr gut die Nachtübung gefallen. Dabei treffen sich Anwärter und Lehrkräfte in der Zeit von 17:00 Uhr bis ca. 01:00 Uhr Nachts und spielen mit Schauspielern aus Lehrerschaft, Studentenschaft und Polizisten aus dem Streifendienst Einsätze auf dem Gelände der Fachhochschule bei Nacht durch. Ich denke, dass das eine sehr gute Sache ist. Besonders auch dann, wenn die Polizisten des Streifendienstes die Geschehnisse auswerten und ihre Erfahrungen weitergeben. Zu meinen Mitschülern war der Kontakt von Anfang an sehr gut. Ich hatte von Anfang an einen Kontaktpartner im Kurs. Sein Name war Torsten. Die Mitschüler waren immer sehr freundlich zu mir, wir waren zusammen in Potsdam, Cottbus und auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin und Oranienburg. Das war sehr schön!
Was waren deine spannendsten bzw. schönsten Erlebnisse hier bei uns?
Ich war viermal im Oranienburger Schlosspark. Das ist sehr schön dort! Auch meine Spaziergänge am Lehnitzsee waren toll. Dann waren noch die Besuche in Berlin, wo ich eine alte Schulkameradin aus Ungarn und auch viele Feuerwehrleute aus meiner Zeit in Eisenhüttenstadt treffen konnte. Auch das Gedenkstätte Sachsenhausen habe ich besucht. Dann war ich noch ein Wochenende bei der Wasserschutzpolizei, der Autobahnpolizei und bei der Hundertschaft zum Spiel Babelsberg gegen Magdeburg.
Worin liegen die größten Unterschiede in der Ungarischen und der Brandenburger Polizeiausbildung?
Heutzutage ist die Polizeischule in Ungarn der Fachhochschule in Brandenburg schon ähnlicher. Wir stehen dort zwar noch jeden Morgen zum Frühappell, allerdings hat dort das militärische im Vergleich zu früher auch abgenommen. Ich finde es noch sehr gut, dass es hier sogenannte „Rotwaffen“ zum Üben für die Studenten gibt. Auch gibt es in Ungarn nicht die Möglichkeit in einem Streifenwagen einen Einsatz zu simulieren, da ein Schüler diesen dort nicht fahren darf. Bei uns in Ungarn leben alle Studenten in einem Studentenwohnheim. In Brandenburg hingegen wohnen alle verteilt. Die eine in Berlin und der nächste sogar noch in Cottbus. Er fährt jeden Tag. Ich denke, dass es besser ist zusammen im Studentenwohnheim zu leben.
Was möchtest du bei der Polizei deines Heimatlandes machen, wenn du wieder zurückkehrst?
Ich möchte ab Juni im gemeinsamen Zentrum von Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschützern arbeiten. Das ist vergleichbar mit dem Einsatzlagezentrum in Potsdam. Dabei ist mir der Job als Feuerwehrmann am liebsten, doch das entscheidet der Innenminister dann. Die Aufgaben und Befugnisse sind in Ungarn ein wenig anders verteilt, als hier. In Ungarn kontrolliert man beispielsweise als Feuerwehrmann auch ob Bestimmungen für Partys und Feste eingehalten werden, oder auch bei Gefahrguttransporte.
Werden wir dich noch einmal wiedersehen?
Ja, wenn es möglich ist. Das entscheidet wieder der Innenminister. Vielleicht komme ich schon im Herbst zu einer Internationalen Woche an die HPolBB.
Möchtest du noch ein paar Grußworte loswerden?
Diese 6 Monate hier waren sehr schön und sehr gut. Ich habe hier viele Freunde in Brandenburg und an der Schule gefunden. Wir können jetzt immer Kontakt über Whatsapp oder Email halten. Im Sommer kommen 5 Studenten nach Ungarn, um dort ihre Bachelorthesis zu schreiben. Ich treffe mich dann mit ihnen. Es war eine sehr gute Möglichkeit für mich hier zu sein. Ich kann jedem empfehlen ein ausländisches Praktikum oder Studium zu machen. Ich möchte mich auch noch für die tolle Betreuung bei Frau Mauersberger und dem gesamtem Team im Internationalen Zentrum bedanken.
Péter, das Social Media Team der Fachhochschule bedankt sich bei dir für dein Interview und wünscht dir für die Zukunft alles Gute!