(28.10.2024)
Mit großer Freude über die rege Teilnahme eröffnete die Präsidentin der Hochschule, Prof. Dr. Heike Wagner, die Wanderausstellung im gut gefüllten Hörsaal. Zu den Gästen gehörten unter anderem Vertreterinnen des Ministeriums des Innern und für Kommunales, die Beauftragte für Polizeiangelegenheiten, Inka Gossmann-Reetz, der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen, Prof. Dr. Drecoll, sowie Mitarbeitende der HPol.
In ihrer Begrüßung betonte die Präsidentin, wie wichtig die Auseinandersetzung mit rechter Gewalt sei. Insbesondere für die Hochschule der Polizei ergebe sich die besondere Verantwortung, das Bewusstsein angehender Polizistinnen und Polizisten für dieses Thema zu schärfen. Nicht nur auf Grund der Geschichte des Campusgeländes, sondern vielmehr „durch die Verpflichtung der Anwesenden zur Demokratie und den damit verbundenen Werten“ Eine Botschaft, die sie vor allem an die Kollegen und Kolleginnen der Polizei sowie an die Studierenden und Auszubildenden richtete. Dazu gehöre es auch die Gefahren für eine offene, pluralistische Gesellschaft zu erkennen und sich kritisch mit ihnen zu beschäftigen.
Aktuell und relevant
In diesem Zusammenhang ist es sehr erfreulich, dass es auf Initiative des Polizeihistorikers der Hochschule, Alexander Lorenz-Milord, hin gelang, die Ausstellung erstmals nach Oranienburg zu holen und sie zum ersten Mal in einer Polizeidienststelle des Landes zu zeigen. Für die Eröffnungsveranstaltung konnte er zwei Vortragende gewinnen, die durch ihre Arbeit die anhaltende Debatte um rechte Gewalt in Brandenburg und die Zahl der Todesopfer entscheidend mitgeprägt haben: Judith Porath, Geschäftsführerin des Vereins Opferperspektive , der kontinuierlich und beharrlich Aufklärung einfordert sowie Prof. Dr. Christoph Kopke, Dekan des Fachbereichs 5 Polizei und Sicherheitsmanagement der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR), der als Politikwissenschaftlicher federführend an dieser Aufarbeitung beteiligt war. Auf Druck der Zivilgesellschaft hin entschied sich Brandenburg als einziges Bundesland eine externe Forschungseinrichtung zu beauftragen und ließ von 2013 an die sogenannten Altfälle durch das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, einem An-Institut der Universität Potsdam, unabhängig prüfen. Nach Vorlage der Ergebnisse im Jahr 2015 wurden seitens der Landesregierung rückwirkend neun weitere Verdachtsfälle als politisch motivierte Tötungsverbrechen eingestuft.
Im Podiumsgespräch äußerte sich Judith Porath zu den Beweggründen, eine solche Ausstellung ins Leben zu rufen: Es sei vor allem der Wille gewesen, den Hinterbliebenen Antworten auf die Frage nach dem „Warum“ geben zu können und die Opfer nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Rechte Gewalt sei nach wie vor alltäglich und bleibe eine Herausforderung für die Behörden. Zumindest die Polizei habe ihrer Wahrnehmung nach aus den Fehlern während der sogenannten „Baseballschlägerjahre“ gelernt und sei heute vergleichsweise gut aufgestellt. Gleichwohl dürfe man sich nicht darauf ausruhen und müsse das Problem weiterhin konsequent angehen. Dazu gehöre auch die Perspektiven der Betroffenen rechter Gewalt ernst zu nehmen und bei der Bewertung entsprechender Sachverhalte zu berücksichtigen.
Offen für andere Sichtweisen bleiben
Der veränderten Betrachtungs- und Bewertungsweise maß auch Prof. Kopke hohe Bedeutung zu. Ein entscheidender Schritt sei die Einführung des Definitionssystems Politisch motivierte Kriminalität (PMK) zu Beginn des Jahrtausends gewesen. Dem anwesenden Polizeinachwuchs gab er mit, sie mögen sich die Empathie für die Menschen bewahren, denen sie täglich im Dienst begegnen werden und stets unvoreingenommen an die Bearbeitung von Fällen herangehen.
Diese Bitte griff die Präsidentin Prof. Wagner auf und untermauerte sie mit Hinweis auf eigene Erlebnisse, die zum Teil mit einigen der in der Ausstellung dargestellten Todesfälle in Verbindung stehen. Abschließend dankte sie allen Gästen für ihre Teilnahme und gab noch einen Ausblick auf die weitere Nutzung und Einbindung der Ausstellung, zum Beispiel in Lehrveranstaltungen zu den Themen PMK, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Ethik oder Polizeigeschichte. Darüber hinaus kündigte Lorenz-Milord an, dass es im Zeitraum Ende November bis Mitte Dezember drei Fortbildungen zum Schwerpunkt rechte Gewalt in den 1990er Jahren für aktive Beschäftige geben werde, die zusammen mit der Gedenkstätte und dem Museum Sachsenhausen sowie der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück durchgeführt werden.
Infokasten zur Ausstellung: Mehr Informationen zur Ausstellung erhalten Sie unter www.todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de |