… so versprachen mir die Kollegen vom IZ die garantierte Rückkehr zum Weihnachtsfest aus dem FRONTEX - Einsatz in Griechenland.
Anfang November 2015 ereilte mich die Anfrage unseres Internationalen Zentrums (IZ), ob ich mir vorstellen könne, kurzfristig die Bundespolizei beim FRONTEX - Einsatz in Griechenland zu unterstützen.
Da meine letzte Auslandsverwendung nun schon einige Jahre zurück lag, war ich diesem Einsatzangebot offen gegenüber eingestellt, und meine Entscheidung war schnell gefallen. Natürlich versicherte ich mir die Unterstützung meiner Familie und meinen Kollegen/innen aus dem Bereich ‚Fachliche Spezialisierung‘.
Plötzlich ging alles ganz schnell: Vorstellung beim polizeiärztlichen Dienst, Einweisungsveranstaltung im Präsidium der Bundespolizei in Potsdam, Sachen packen für 6 Wochen Auslandsaufenthalt in Griechenland, ab in den Flieger am 18.11.2015.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Athen zur Einweisung in die Einsatzlage im FRONTEX - Hauptquartier ging es für alle internationalen Einsatzkräfte zu den so genannten Hotspots auf den verschiedenen Inseln der Ägäis. Für mich hieß das Ziel KOS, nahe der türkischen Großstadt Bodrum.
Die Aufgabe von FRONTEX ist die Unterstützung der griechischen Küstenwache durch Observierung der griechisch–türkischen Grenze. Hierzu werden Boote der finnischen Küstenwache eingesetzt. Grenzpolizisten aus allen europäischen Mitgliedsstaaten und Dolmetscher für Arabisch und weitere asiatische Sprachen arbeiten gemeinsam an der Bewältigung des Flüchtlingsstroms.
Meine Aufgabe bestand darin, innerhalb der Registrierungsstrecke die Fingerabdrücke der ankommenden Flüchtlinge zu nehmen und in das Eurodac-System einzupflegen. Die diesbezügliche Dienstbezeichnung lautet: „Fingerprint Expert“. Nach vielen hundert Fingerabdrucknahmen habe ich mir diesen Titel wirklich erarbeitet. Das Ganze erfolgte im Schichtsystem. Ich hatte meist Spätschicht, das heißt Dienst von 15:00 Uhr bis 23:00 Uhr.
Die Lage auf Kos stellte sich im Vergleich zu den anderen Hotspots wie Chios und Lesbos nicht ganz so dramatisch dar. Aber auch auf Kos kamen jede Nacht ca. 200 Flüchtlinge an, welche versorgt werden mussten. Sie wurden oftmals mit dem Boot der finnischen Küstenwache bei nächtlicher See vor der Insel aufgegriffen. Nur einmal kam während meiner dortigen Dienstzeit ein Boot mit ca. 150 Personen tagsüber an. Meist handelte es sich bei den Flüchtlingen um allein reisende junge Männer aus Pakistan, Bangladesch und dem Nahen Osten. Die Familien mit Säuglingen und Kleinkindern stranden eher auf Lesbos.
Nachdem eine Erstversorgung durch das griechische Rote Kreuz, UNHCR und andere Hilfsorganisationen mit Verpflegung, Decken, Schlafsäcken und Hygieneartikeln erfolgt, müssen sich Flüchtlinge dem Registrierungsprozedere unterwerfen. Diese beinhaltet eine erste Befragung, die Durchsicht etwaiger Reisedokumente und der Abgabe die Fingerabdrücke. Auf Kos stand uns hierfür immerhin ein EURODAC-Gerät zur Verfügung, in anderen Hotspots behilft man sich auf altbewährte Weise mit Papier und Tinte, wobei die Bögen später per Scan weiterverarbeitet werden. Mein „Büro“ befand sich unter einem Dachvorsprung der örtlichen Polizeiwache und bestand aus einem rollbaren Tisch und einem Stuhl.
Nach knapp 6 Wochen Einsatz, hieß es dann wieder: Koffer packen und rechtzeitig zum Weihnachtsfest nach Hause fliegen. Dafür bin ich der Planung der BPol sehr dankbar und meine Familie freut sich auch, speziell meine Kinder wünschten sich den Papa zu Weihnachten zu Hause zu haben.