Bei YouTube gibt es mehr Videos zu "Polizeigewalt" (Stand 11.03.2015 - 32.200 Treffer) als zu "Polizei hilft" (Stand 11.03.2015 - 418 Treffer). "Polizei nett" ergibt sogar keinen einzigen Treffer. Warum ist das so? Das fehlende Agieren und die geringe sichtbare Präsenz der Polizei in Sozialen Medien waren zwei der Antworten, die die Experten auf der nationalen SOMEP-Konferenz auf diese Frage hatten und diskutierten. Die Polizei hat keine Deutungshoheit über ihre Arbeit und vor allem über aus dem Kontext gerissene Bilder und Videos von polizeilichen Einsätzen, welche in Sozialen Medien verbreitet werden.
Wenn die Polizei aber nicht transparent und pro-aktiv z.B. auf Videos von Festnahmen oder auch Demonstrationen mit Gewaltanwendungen reagiert, indem sie den Kontext der Situationen darstellt, werden andere diese Diskussionen mit ihren Spekulationen und Vorwürfen füttern. Das kann nicht im Sinne einer modernen Polizeikultur sein.
Aktionen der Berliner Polizei in Sozialen Medien zeigen, wie groß das Interesse an der Arbeit der Polizei ist und wie "scharf" die Bevölkerung auf echte Polizei-News ist. Aber auch andere Bundesländer haben bereits erste Schritte gemacht um die Polizei auch sichtbar in den Sozialen Medien zu verankern. Die Fachhochschule der Polizei Landes Brandenburg nimmt hierbei sogar eine Sonderstellung unter den Aktivitäten ein, da sie als einzige Polizeieinrichtungen bundesweit in allen vier großen Sozialen Medien - Facebook , Youtube , Twitter und Google+ - aktiv vertreten ist. Diese ersten Beispiele zeigen, dass wir den vorhandenen Wissensdurst selbst ohne großen Aufwand befriedigen können. Die Polizei sollte die Informationshoheit im Netz nicht dem Tatort, CSI Miami oder Personen überlassen, die im besten Fall Halbwahrheiten über die Polizei und ihr Handeln verbreiten.
Wie wichtig daher auch die Präsenz in Sozialen Medien ist, um negativen Kommentaren und Medien entgegen zu wirken, zeigt vielleicht noch folgendes Beispiel: Die Einhaltung von Regeln des Straßenverkehrs hängt auch davon ab, das die Polizei sichtbar ist und der Staat signalisiert: Überschreitungen können geahndet werden. Während der durchschnittliche Deutsche nach der ADAC Mobilitätsstudie täglich ca. 81 Minuten im Straßenverkehr verbringt ist er in Sozialen Medien nach der aktuellen ZDF-Onlineumfrage am Tag aber ca. 167 Minuten aktiv.
Umso nahe liegender erscheint es, dass die Polizei in irgendeiner Form auch in diesem digitalen Straßenverkehr Präsenz zeigt. Hierzu müssen sich aber auch Polizeibehörden - vielmehr die dahinter stehenden Mitarbeiter - erst einmal mit diesem neuen digitalen Raum vertraut machen. Hierbei müssen die Beamten jedoch begleitet und angeleitet werden. Ein Ergebnis des im Mittelpunkt der Tagung stehenden EU-geförderten SOMEP-Projektes ist die Entwicklung eines frei zugänglichen E-Learning-Moduls für alle interessierten Polizeiangehörigen europaweit. Neben der sehr gelungenen Einleitung durch den Vizepräsidenten der HPol, Herrn Dr. Jochen Christe-Zeyse, standen die Präsentation der wissenschaftlichen Erkenntnisse des SOMEP-Projektes zur Nutzung Sozialer Medien durch Polizeibehörden in Deutschland - durch Herrn Thomas-Gabriel Rüdiger, M.A. -, der europaweiten Nutzung und des Umganges der Transparenzmöglichkeiten durch Soziale Medien - durch Frau Dr. Saskia Bayerl - sowie die erstmalige Vorstellung des fertigen Modul durch den Projektleiter Herrn POR Mario Rogus im Mittelpunkt.
Danach bestand für die Konferenzteilnehmer die Möglichkeit, die fertige E-Learning-Anwendung zu Polizei und Sozialen Medien selbst auszuprobieren sowie Fragen und Anregungen mit dem SOMEP-Team und untereinander zu diskutieren.
Eine kleine Bestätigung konnte das SOMEP Projekt auch gleich aus der Tagung ziehen. Die Vertreter der Polizei des Landes Sachsen waren so von dem Modul angetan, dass sie es sofort nach Fertigstellung bei sich einführen wollen.
Wenn Sie auch Lust und Interesse an dem SOMEP Projekt gewonnen haben, steht Ihnen das Projektteam immer auch persönlich für einen Gedankenaustausch oder Nachfragen zum Modul zu Verfügung.
Herr Rüdiger: +49 (0) 3301-850-2538 und Herr Rogus: +49 (0) 3301-850-2555